Tosca, Staatsoper Stuttgart, May 2014
Tosca, Staatsoper Stuttgart, Mai 2014 "Maria Jose Siri aus Uruguay ist als Tosca stimmlich in jedem Fall eine Entdeckung, denn sie gewinnt dieser explosiv aufgeladenen Rolle fesselnde und bewegende szenische Momente ab. Die Szenen mit dem sie voller Liebesglut bestürmenden Scarpia (den Scott Hendricks allerdings mit eher schlankem Bariton verkörpert) geraten so zu bestürzenden Momenten, die niemanden kalt lassen. ... Maria Jose Siris Tosca, die vor allem im dritten Akt bei der Erschießungsszene Cavaradossis nochmals ganz große Momente hat. (...) Solche Passagen sind aber im stürmischen zweiten Akt zu vernehmen, wo Maria Jose Siri bei “Vissi d’arte” (“Nur der Schönheit weiht’ ich mein Leben”) ungewöhnliche Klangschattierungen mit geschmeidigem Timbre entlockt. Die Stimme besitzt kein störendes Vibrato, sondern passt sich etwa dem Streichersatz überzeugend an. So ist alles in einem beglückenden harmonischen Fluss, der sich auch auf die gesamte Inszenierung überträgt. Scarpias Ermordung lässt an geballter dramatischer Wucht nichts zu wünschen übrig."
Alexander Walther, Der Neue Merker
"Toscas Welt ist bunt - dank María José Siris bemerkenswerter vokaler Palette. Toscas Welt birgt aber auch vokale Tücken, denn in Toscas Kopf toben viele Gefühle: Zuneigung und Zorn, Eifersucht und Hingabe, aber auch Melancholie und Verletztheit. Die emotionalen Aufwallungen und Umschwünge von lyrischer Reflexion und inniger Klage - wie in der Arie „Vissi d‘arte“ - über die lodernde Seelenpein beim Verhör durch den sie begehrenden Spitzelchef Scarpia bis hin zum mordglühenden Furor bewältigt die aus Uruguay stammende Sopranistin unangestrengt und intonationssicher. Vor allem in ihren hysterischen Anflügen wirkt Siris Floria Tosca auch darstellerisch hochpräsent und authentisch... ."
Thomas Krazeisen, Esslinger Zeitung
"2008 hatte sie als Aida in Stuttgart ihr europäisches Debut gegeben, jüngst erzielte sie als kurzfristigste Einspringerin in „Andrea Chenier“ an der Wiener Staatsoper einen riesigen Erfolg. Jetzt kehrte die aus Uruguay stammende Maria José Siri für sechs Vorstellungen als Tosca an den Neckar zurück und faszinierte mit Zunahme dieser zweiten Aufführung sowohl durch eine hohe Identifikationsgabe und Ausstrahlung als auch in der vokalen Ausgeglichenheit zwischen schmeichelnder Liebender und attackierender Primadonna. Quer durch alle Lagen besticht ihr wohltuend timbrierter Sopran mit fließend organischen Linien und einer jederzeit gewährleisteten Durchschlagskraft, die selbst in heftigsten Spitzen-Entladungen eine Leichtigkeit und harmonische Rundung bewahrt, ohne dabei die erforderliche mitreißende Wahrhaftigkeit des Ausdrucks einzubüßen. Das nach einem Gerangel mit Scarpia im Liegen ganz zart, aber klar angestimmte „Vissi d’arte“ steigerte sie im langsamen Aufrichten zu einem berührenden Bekenntnis, gekrönt von einem selten so unabgesetzt in einem Bogen gelingenden „Signor“. Mit dieser Mischung aus vokaler Perfektion und Schönheit sowie spontaner Rollenmodellierung stand sie stückgemäß unangefochten an der Spitze dieser Vorstellung."
Udo Klebes, Der Neue Merker